Vivan und Ketan Bhatti

Die Brüder Vivan und Ketan Bhatti bewegen sich als Kompositions- und Produktionsteam im Grenzbereich zwischen Neuer, Elektronischer und Populärer Musik.
Vivan Bhatti studierte klassische Gitarre an der Hochschule für Musik München und später an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf, während Ketan Bhatti Jazz Drums an der Universität der Künste Berlin studierte, wo er später als Komponist auch Stipendiat der Graduiertenschule für die Künste und die Wissenschaften war.

Ihre gemeinsamen Arbeiten reichen von zeitgenössischer Kammermusik, über experimentelles Musik- und Tanztheater, Bühnen- und Filmmusik, bis hin zu elektronischen Hip-Hop basierten Produktionen. Dabei spielen u. a. subkulturelle Strömungen sowie die Interaktion akustischer und elektronischer Klanggestaltung eine wesentliche Rolle. Ihre Musik ist fester Bestandteil der Inszenierungen von Nuran David Calis an vielen größeren deutschsprachigen Theaterhäusern (u. a. Deutsches Theater Berlin, Schauspiel Köln, Staatstheater Dresden), sowie der international tourenden Break Dance Shows der Berliner Dance Company Flying Steps. Ketan und Vivan Bhattis Musiktheaterstücke basieren auf Kooperationen mit Autoren wie Feridun Zaimoglu oder Roland Schimmelpfennig, befassen sich oft u. a. mit gesellschaftlicher Heterogenität in der postmigrantischen Wirklichkeit und wurden z. B. an der Neuköllner Oper, der Staatsoper Hannover oder der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin (ur-)aufgeführt.

Die Werke der Bhatti-Brüder wurden von verschieden Ensembles, wie dem Berliner/Isländischem Ensemble Adapter, dem WDR Funkhausorchester  oder dem Ensemble Resonanz  u. a. auf Festivals wie dem Wien Modern Festival, dem Jazzfest Berlin oder den Nibelungenfestspielen in Worms aufgeführt. Mit Cymin Samawatie gründete Ketan 2013 das Trickster Orchestra für zeitgenössische, transtraditionelle Klangwelten, das 2022 mit dem Deutschen Jazzpreis und dem tonali arward ausgezeichnet wurde und sich mit Fragen zur Dekolonisierung zeitgenössischer Musik befasst. Zusammen vertonten Vivan und Ketan die jüngsten Verfilmungen von Wedekinds Frühlings Erwachen und Büchners Woyzeck mit Tom Schilling.

Ketan Bhatti blickt auf zahlreiche Veröffentlichungen (u. a. bei ECM) und internationale Konzerte sowie auf Stipendien und Auszeichnungen des Deutschen Musikrats, des Berliner Senats und des Goethe-Instituts zurück. Als Komponist eines mit Simon Stockhausen aufgeführten Konzerts für Jazz und Neue Elektronische Musik wurde Ketan Bhatti mit dem Karl-Hofer-Preis 2008 ausgezeichnet. Von Januar bis Juni 2017 war Ketan Bhatti Stipendiat der Kulturakademie Tarabya in Istanbul.

Vivan und Ketans gemeinsames orchestrales Debütalbum Flying Pictures at an Exhibition wurde vom Berlin Music Ensemble eingespielt und ist auf Sony Classical erschienen. Ihre jüngste Arbeit, die spartenübergreifende Oper Berlin Alexanderplatz,  ist die erste Vertonung des gleichnamigen Romans von Alfred Döblin und wird am 4. September 2022 am Theater Bielefeld uraufgeführt.

 

Foto © Janine Kuehn