Gerhard Bohner
Der Choreograf und Tänzer Gerhard Bohner gehört zu den ersten Protagonisten des Tanztheaters in Deutschland. Bis zu seinem frühen Tod 1992 prägten seine Stücke die deutsche und internationale Tanzlandschaft. Er wurde in seiner Heimatstadt Karlsruhe und in Berlin bei der Ausdruckstänzerin Mary Wigman ausgebildet und tanzte an den Bühnen in Mannheim, Frankfurt und bis 1971 als Solist an der Deutschen Oper in Berlin. Hier begann er 1964 zu choreographieren.
Als Choreograf arbeitete Gerhard Bohner für verschiedene Ensembles, darunter für das Nederlands Dans Theater und die Staatsoper Hamburg. 1972-1975 leitete er die Tanzsparte am Staatstheater Darmstadt, 1978-81 gemeinsam mit Reinhild Hoffmann die des Theaters Bremen. Danach war er ausschließlich freischaffend tätig und konzentrierte sich auf solistische Arbeiten für sich selbst. Die Berliner Akademie der Künste wurde zu seinem wichtigsten Förderer.
Gerhard Bohners Themen waren persönlich motiviert und vom Ringen um gesellschaftliche und künstlerische Fragen geprägt. Einen Arbeitsschwerpunkt bildete die Auseinandersetzung mit den experimentellen Bewegungsstudien des Bauhauskünstlers Oskar Schlemmer. Für seine Choreografien wählte er vorwiegend zeitgenössische Musik. Zu seinen künstlerischen PartnerInnen gehörten die Komponisten Gerald Hummel und Hans-Joachim Hespos, die BildhauerInnen Robert Schad und Vera Röhm sowie die TänzerInnen und ChoreografInnen Jutta Hell und Dieter Baumann von der Berliner Tanzcompagnie Rubato.
1972 und 1992 wurde Gerhard Bohner mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet. Renommierte ChoreografInnen wie Susanne Linke und Urs Dietrich nahmen in eigenen Arbeiten Bezug auf sein Werk. Der katalanische Tänzer und Choreograf Cesk Gelabert und Ensembles wie das Ballett des Saarländischen Staatstheaters, steptext dance project in Bremen und Rubato in Berlin haben sich Wiedereinstudierungen seiner Werke gewidmet.