Stephanie Thiersch
Regisseurin und Choreografin Stephanie Thiersch ist Gründerin und künstlerische Leiterin von MOUVOIR und gehört zu den Vielseitigsten ihres Faches in Deutschland. Thiersch sieht ihre choreografische Arbeit in einem weiter gefassten Verständnis von interdisziplinärer Bewegungsforschung, die zunächst neue Medien und bildende Kunst und aktuell vor allem Musik in das choreografische Denken miteinbezieht.
Sie arbeitet eng mit den Tänzer:innen ihrer Kompanie zusammen, die in ihrer Herkunft und ihren Tanzstilen ein weites Spektrum abdecken. Da die Beziehung von Musik zu Bewegung bei der Entstehung ihrer Stücke eine grundlegende Rolle spielt, geht sie intensive künstlerische Allianzen mit Komponist:innen und Musiker:innen ein (Brigitta Muntendorf, Asasello Quartett, Les Siècles Orchester oder DJ Elephant Power, Dodo NKishi). Ihre visuelle choreografische Sprache schließt konkrete Ideen zu Bühne, Kostümdesign und Lichtdesign in die szenische Umsetzung mit ein.
Die konsequent hybride Machart der Stücke findet in weltweiten Tourneen Anklang, so gastierten ihre Stücke bereits bei maßgebenden Festivals und in Theaterhäusern 8 in Südamerika, Ost-Asien, Japan, Afrika und verschiedenen europäischen Ländern. Regelmäßig wird ihre Arbeit unter anderem im tanzhaus nrw, beim Festival Tanz im August Berlin oder am Théâtre de Nîmes gezeigt. Die Produktionen wurden vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Tanzfilm Preis und dem Förderpreis des Landes NRW sowie dem Leipziger Bewegungskunstpreis.
Thiersch studierte zuerst Geisteswissenschaften (Abschluss Magistra Artium), dann Medienkunst (Diplom) bei Valie Export an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Im Jahr 2000 gründete sie in Köln die Kompanie MOUVOIR, mit der sie bis heute über 50 Bühnenstücke, Filme und Installationen entwickelt hat.
Seit 2011 stehen zudem kross-kulturelle Arbeiten im Fokus, die sich der postkolonialen Gesellschaft und der Dekolonialisierung des Alltags mit Künstler:innen aus Afrika/Subsahara widmen. Das weltweit tourende Happening „MITUMBA“ 2011, produziert durch die Akademie der Künste der Welt, und „Chombotrope“ 2017 (Int. Koproduktionsfonds Goethe Institut) wurden u. a. zum Theatertreffen nach Berlin eingeladen und gewannen den Kölner Tanzpreis.
2016 realisierte sie den „City Dance Köln“ mit über 600 Akteur:innen und 10.000 mitwirkenden Bürger:innen als politisch motivierte Kunst-Manifestation, ihr letztes transdisziplinäres Stück Bilderschlachten, koproduziert u. a. durch das Beethovenfest Bonn für eine Gesellschaft aus Tänzer:innen, Streichquartett und Orchester, verschob erneut die Grenzen der Genres.
Stephanie Thiersch war Gastprofessorin u. a. am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und lehrte an der HfMT Köln und der HfMDK in Frankfurt. Sie hält Vorträge und ist Mitglied des deutsch-französischen Kulturrates.
Foto © Martin Rottenkolber