Wege durch das Land
Beschreibung
Lesung
Volker Kutscher
Marlow
Vicky Baum
Menschen im Hotel
Konzert
Benjamin Britten
Violinkonzert op. 15
Kurt Weill
Kleine Dreigroschenmusik
Kurt Weill
Symphonie Nr. 2
Die Drehtür dreht sich, schwingt, schwingt, schwingt.
Die Rudolf-Oetker-Halle wurde 1930 ganz im Stile ihrer Zeit errichtet und gilt als akustisches Meisterwerk. Aufgrund der markanten neun Bögen in der Nordfassade wurde das Gebäude vom Architektenteam auch als »Die Neunte« betitelt. Wege durch das Land widmet sich der Entstehungszeit des Konzerthauses und lässt die Phase des Übergangs von den 1920er zu den 1930er Jahren auferstehen, in der die Kunst nicht nur ein »Amüsemang« für Bildungsbürger, sondern das Lebensgefühl einer ganzen Generation war, für das die Stadt Berlin Symbol wurde und das mit der Machtergreifung der NSDAP ein jähes Ende fand. Berlin ist auch der literarische Schauplatz unseres Abends, an dem der Autor Volker Kutscher seinen Roman Marlow vorstellen wird. Es ist der siebte Kriminalfall des Kommissars Gereon Rath, der im Berlin der späten Weimarer Republik und der frühen NS-Jahre ermittelt. Kutscher entwirft in seinem Romanzyklus, der mit der TV-Serie Babylon Berlin auch erfolgreich verfilmt wird, ein atemberaubendes Panorama dieser zerrissenen Zeit. Ein Panorama an Figuren und Schicksalen findet sich auch in dem erfolgreichsten Roman der Dekade: Menschen im Hotel aus dem Jahr 1929 von der wenige Jahre später in die USA emigrierten Bestsellerautorin Vicki Baum. In dem Buch treffen die unterschiedlichsten Menschen in einem Berliner Luxushotel aufeinander, auf der Suche nach Geld, nach dem Abenteuer in der kochenden, tobenden Großstadt oder nach ein wenig Glück. Dietmar Bär und Svenja Jung werden aus Vicki Baums Roman lesen. Ebenfalls im Jahr 1929 fand in Berlin die Uraufführung der Kleinen Dreigroschenmusik von Kurt Weill statt. In ihrem Tempo und ihrer Dichte nimmt sie den Großstadtrhythmus und das Übermaß an Eindrücken auf, mit dem es auch die Menschen im Hotel zu tun haben. Seine 2. Symphonie veröffentlichte Weill 1934 bereits im Exil, in Deutschland war sie erst 1975 zu hören. Weills und Benjamin Brittens Werk verbindet, dass sie absichtlich eine andere Sprache gewählt haben als die sogenannten Avantgardisten des 20. Jahrhunderts, eine sehr eigene tonale Sprache. Britten schrieb sein Violinkonzert im Herbst 1939. Das Werk wurde zum Dokument einer Zeitenwende – und weist doch darüber hinaus. Arabella Steinbacher wird zusammen mit den Bielefelder Philharmonikern unter der Leitung von Alexander Kalajdzic das Konzert spielen. Steinbacher, die von der Süddeutschen Zeitung als »strahlende Geigenkönigin» bezeichnet wird, gehört zu den profiliertesten und spannendsten Musikerinnen ihrer Generation.
Lesung Dietmar Bär, Svenja Jung, Volker Kutscher // Violine Arabella Steinbacher // Mit Bielefelder Philharmoniker // Leitung Alexander Kalajdzic
Foto © Peter Rigaud