3. Kammerkonzert
Fauré / Debussy / Ravel / Poulenc
Beschreibung
Claude Debussy
Ariettes oubliées für Sopran und Klavier
nach Texten von Paul Verlaine
Claude Debussy
Chansons de Bilitis für Mezzosopran und Klavier
nach Texten von Pierre Louÿs
Claude Debussy
Sonate für Violoncello und Klavier d-Moll
Francis Poulenc
Fiançailles pour rire für Sopran und Klavier
nach Texten von Louise de Vilmorin
Gabriel Fauré
Mélodies de Venise op. 58
nach Texten von Paul Verlaine
Claude Debussy
La Cathédrale engloutie / Minstrels
Zwei Préludes für Klavier
Maurice Ravel
Chansons Madécasses für Mezzosopran, Flöte, Violoncello und Klavier
nach Texten von Évariste Desiré de Forges, Vicomte de Parny
„De la musique avant toute chose!“ („Musik, Musik vor allen Dingen!“) war das Credo des Dichters Paul Verlaine, der zu den wichtigsten Köpfen des Symbolismus zählte. Kein Wunder, dass sich zahlreiche Komponisten von seiner Sprache angezogen fühlten und seine Gedichte vertonten – allen voran Claude Debussy, aber auch Maurice Ravel, Ernest Chausson, Jules Massenet, Igor Strawinsky, Reynaldo Hahn, Emmanuel Chabrier und nicht zuletzt Gabriel Fauré. Das rätselhaft-Exotische, das dem Symbolismus zueigen war, schwebt wie ein Komet über den Werken dieses besonderen Kammerkonzerts, in dem sich zwei wunderbare Gesangsstimmen und drei nicht minder für sich einnehmende Instrumente einem überaus französischen Tête-à-tête hingeben.
Gabriel Fauré befand sich im Mai 1891 dort, wo der morbide Charme des Fin de siècle, wie er aus den Gedichten Verlaines spricht, quasi „zuhause“ war: in Venedig. Zu Gast in einem Palazzo am Canale Grande, wo eine wohlhabende Amerikanerin einen Salon unterhielt, entwarf er zumindest die erste seiner Mélodies de Venise – und nahm reichhaltige Eindrücke mit nach Paris, Stoff genug für weitere vier seiner wunderbaren Lieder.
Claude Debussy und sein Kollege Maurice Ravel prägten ganz wesentlich den musikalischen Impressionismus – auch wenn dieser Begriff bei ihnen nicht beliebt war –, dessen schwebende Harmonien und reizvolle Unschärfen in Rhythmus, Form und Melodie nicht nur mit dem gleichnamigen Malstil korrespondieren, sondern auch mit den phantastischen Wortgemälden, wie sie der Symbolismus schuf. Debussys „vergessene Weisen“ (Ariettes oubliées) zeugen ebenso davon wie seine Préludes, etwa La cathédrale engloutie (Die versunkene Kathedrale), und die Chansons de Bilitis nach Gedichten von Pierre Louÿs. Dieser aus dem belgischen Ghent stammende Lyriker hatte es sich zum Ziel gesetzt, die antike Hirtendichtung wiederzubeleben – anhand der pamphylischen Hirtin, Priesterin und Kurtisane Bilitis aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. Seine Cellosonate konzipierte Debussy im Kriegsjahr 1915 in bewusster Anlehnung an die französische Sonatenkunst des Barock. Es galt, sich von der Musik der deutschen Spätromantik und Kammermusik abzugrenzen.
Auch Poulencs Lieder nach Louise de Vilmorins Zyklus Fiançailles pourrire (Verlobung zum Lachen) entstanden im Weltkrieg, allerdings im zweiten. Die Dichterin war zu Kriegsbeginn in zweiter Ehe mit einem ungarischen Grafen verheiratet und saß monatelang von ihm allein gelassen auf einem Schloss in der Slowakei fest.
„Die Chansons madécasses scheinen mir ein neues, dramatisches, ja erotisches Element zu bringen, das durch den Gegenstand der Gedichte von Parny dort eingeführt wird. Es ist eine Art von Quartett, in dem die Singstimme die Rolle des Hauptinstruments spielt“, beschrieb Maurice Ravel seine „Lieder aus Madagaskar“, die durchaus eine politische Botschaft enthalten: Die Furcht der Urbevölkerung vor den Kolonialherren, wie sie Évariste Désiré de Forges, Vicomte de Parny bereits 1787 in Worte gefasst hatte.