Christof Prick
7. Symphoniekonzert
Beschreibung
Joseph Haydn
Symphonie Nr. 102 B-Dur Hob.I:102
Richard Strauss
Ein Heldenleben Symphonische Dichtung op. 40
»Es gibt in Europa andere große Musiker, aber Richard Strauss ist ein Schöpfer von Heldengestalten.« Wie sehr dieses Verdikt des Schriftstellers Romain Rolland zutrifft, konnte man bereits erahnen, als die Bielefelder Philharmoniker Strauss’ Don Quixote zum Leben erweckten. Fast zeitgleich mit diesem »Ritter von der traurigen Gestalt« entwarf der Komponist in Ein Heldenleben auch einen wahrhaft heldischen Charakter. Die 1899 uraufgeführte symphonische Dichtung schildert das Schicksal eines namenlosen Heros, seine garstigen Widersacher, seine treue Geliebte, seine ruhmvollen Taten und seinen Weltabschied. Doch welcher Art ist dieser anonyme Held? Ein fahrender Ritter wie Don Quixote? Oder eher ein egomanischer Komponist? Dass man Strauss angesichts dieses Werks Großmannssucht vorwarf, hing nicht nur mit dem monumentalen Orchesterapparat, der überwältigenden Klanggewalt oder der direkten Bezugnahme auf Beethovens Eroica zusammen. In den keifenden Dissonanzen der Widersacher erkannte man Karikaturen von Kritikern und »Des Helden Friedenswerke« bestehen sämtlich aus Zitaten eigener Kompositionen. Trotz aller autobiografischen Anklänge würde es aber überraschen, wenn der überaus ironische Strauss hier ein ungebrochen-pathetisches Selbstportrait entworfen haben sollte, gab er doch selbst zu Protokoll: »Ich bin kein Held. Mir fehlt die nötige Kraft; ich bin nicht für die Schlacht gemacht; ich ziehe es vor, mich zurückzuziehen, Ruhe und Frieden zu genießen.« Doch ganz lüftete Strauss das Geheimnis um diesen Helden niemals … Der Legende nach vollbrachte auch Joseph Haydn bei der Uraufführung seiner Symphonie Nr. 102 am 2. Februar 1795 eine Heldentat. Da jedermann den dirigierenden Komponisten möglichst aus der Nähe erleben wollte, drängten die Zuschauer bei der begeistert geforderten Wiederholung des Finalsatzes nach vorn, so dass ein ins Parkett herabstürzender Kronleuchter nur leere Stühle traf. So wurde Haydn unvermutet zum Lebensretter. Die Euphorie, die er in London auslöste, kam aber auch nicht von ungefähr: Die Symphonie in B-Dur gilt als eine seiner kraftvollsten, wie eine Vorahnung der Wege, die dann Beethoven beschreiten sollte.