Wolfgang Rihm
Jakob Lenz
Beschreibung
Kammeroper // Text von Michael Fröhling frei nach Georg Büchners Lenz
Jakob Lenz irrt durchs Gebirge. Getrieben von inneren Stimmen stürzt er sich ins eisige Wasser. Um sich zu töten? Oder doch nur, um zu baden, wie er später gegenüber Pfarrer Oberlin behauptet?
1778 nahm der sozial engagierte Pfarrer Oberlin den Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz bei sich auf, Autor von Dramen wie Der Hofmeister oder Die Soldaten. Gemeinsam mit dem Philosophen Christoph Kaufmann hoffte Oberlin, Lenz’ Anfällen paranoider Schizophrenie etwas entgegensetzen zu können. Der zunehmende geistige Verfall des Sturm-und-Drang-Dichters, wie ihn Oberlin in seinen Notizen schilderte, inspirierte schon den jungen Georg Büchner zu seiner Novelle Lenz, die wiederum den erst 25-jährigen Wolfgang Rihm zu einer Kammeroper anregte.
Der unaufhaltsame Sog der seelisch-geistigen Verstörung und der musikalischen Ausdruckswucht zieht den Zuhörer direkt in die zerrüttete Psyche des Dichters. Zu den realen Figuren, Lenz, Oberlin und Kaufmann, gesellen sich sechs Stimmen – Projektionen des inneren Zustands von Lenz, seiner Ängste und Träume, aber auch Stimmen der Umwelt. Ununterscheidbar überlagern sich Wirklichkeit und Halluzination; Lenz’ psychisches Erleben verschmilzt mit dem ihn umgebenden Klang. Für Lenz gibt es keinen Ausweg aus seinem verstörenden Wahrnehmungsstrom, für ihn bleibt nur noch die Zwangsjacke. Seit der Uraufführung 1979 entwickelte sich Rihms jugendliches Meisterwerk zu einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Opern des 20. Jahrhunderts.
Besetzung
Pressestimmen
Durch die Bilder bewegt sich Alexiev mit einer enormen schauspielerischen Präsenz. Was ist er hier, ein Sänger, der überragend schauspielt, oder ein Schauspieler, der die Partie mit eindrucksvoller stimmlicher Gestaltungsfähigkeit ausfüllt? (...) Die, die nicht da waren, haben etwas verpasst.
Kongenial zur Musik, die die Zerrissenheit des seelisch kranken Lenz in expressiver Klangsprache zum Ausdruck bringt, packt das Regieteam das psychische Erleben Lenzens in symbolträchtige Bilder. (...) Evgueniy Alexiev stürzt sich mit schonungsloser physischer Verausgabung in diesen Seelenraum. Mit jeder Verrenkung, jedem Muskelzucken verleiht er der Verstörung Ausdruck. Kaum eine Partie erfordert solch stimmliche Extreme wie Lenz. (...) Er durchlebt diese anspruchsvolle und hoffnungslose Partie, die ihn am Ende ans Kreuz führt, mit jeder Faser. (...) Musiker, Sänger, Darsteller und Regie wurden vom Premierenpublikum mit Standing Ovations bedacht.
Es ist der reine Wahnsinn, den das Theater Bielefeld am Ende der Spielzeit auf die Bühne bringt. (...)Evgueniy Alexiev in der Titelrolle brilliert als Sänger und Darsteller (...); außergewöhnlich macht vor allem er diese Inszenierung, die auch die Premieren-Zuschauer überzeugt und begeistert.
(...) - drastisch, präzise und wuchtig geprägt. Die Musik, in die man sich bald hinein hört, erscheint als ein Mix von Gestern und Heute. Gregor Rot am Pult des Kammerorchesters verwebt sie mit der Handlung zum hoch spannenden Ereignis.
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