Rébecca Déraspe
Keimzellen
Beschreibung
Aus dem Französischen von Gerda Poschmann-Reichenau
Aude und Lou sind beste Freundinnen. In der Kinderkrippe haben sie zusammen laufen gelernt. Im Schuppen hinter der Schule haben sie sich, mit Bob Marley im Discman, heimlich Joints geteilt. Im Studium haben sie sich zusammen die besoffene Halb-acht-Uhr-morgens-Nostalgie aus dem Leib gekotzt. 35 Jahre lang sind sie immer zur anderen gelaufen, wenn sie vor ihrem Leben weggerannt sind, 35 Jahre konnten sie beieinander Trost für ihren Kummer finden. Beispielsweise zu Audes Geburtstagen, zu denen diese alljährlich einen Nervenzusammenbruch bekommt. Lou – Autorin eines feministischen Blogs – hat natürlich eine Erklärung dafür: Angst vorm Älterwerden, Angst vor Falten, Angst vorm nicht mehr »in« sein in einer Gesellschaft, in der nur die Jugend zählt. Doch diesmal geht es um etwas anderes: Aude ist schwanger. Und ihr noch ungeborenes Kind hat Trisomie 21.
Für Lou ist klar: »Ich gehe mit dir zur Abtreibung.«
Für Aude ist klar: »Ich kann das nicht.«
Für Lou ist klar: »Du wirst die Frau sein, die abwäscht.«
Für Aude ist klar: »Ich treibe nicht ab.«
Schonungslos ehrlich streiten die beiden über ihr Leben, ihre Überzeugungen, ihre Freundschaft – bis sie auf diesen einen Abend vor drei Jahren zu sprechen kommen, den einzigen Abend, an dem Lou zu Aude gerannt ist und nicht darüber reden wollte, was passiert war. Doch jetzt will Aude es wissen.
Rébecca Déraspes Protagonistinnen nehmen voreinander – und vor dem Publikum – kein Blatt vor den Mund: Schlagfertig und schlagkräftig, berührend und mitunter verletzend, komisch und liebevoll lässt die frankokanadische Dramatikerin Lou und Aude aufeinanderprallen. Ein Hohelied auf die Freundschaft.
Für diese Produktion gibt es eine Triggerwarnung, die Sie hier nachlesen können.
Besetzung
Pressestimmen
(...) schauspielerisches Handwerk vom allerfeinsten. (...)
Ein großes Lehrstück über Glanz und Elend des Lebens, über Hoffnung und Verzweiflung, ungeheuer komisch, ungeheuer berührend. Prädikat: besonders wertvoll.
Nach eineinhalb Stunden gab es stehende Ovationen - für die beiden Schauspielerinnen Carmen Witt und Nicole Lippold, aber auch für die Regisseurin Christina Gegenbauer und Frank Albert, der das pralle, rote Bühnenbild entworfen hat. (...)
Kinder, Küche, Karriere. Keimzellen behandelt die Themen, mit denen sich Mittdreißiger herumschlagen. Auf die Bühne gebracht wird eine schwierige, belastende Lebensentscheidung mit viel Schwung und Leichtigkeit. Am Ende wird kein Patentrezept geliefert - aber jede Menge Stoff zum Nachdenken.
Regisseurin Christina Gegenbauer gelingt ein ständiger, fließender Wechsel der Stimmungen: Ohne Reibungsverluste pendelt alles zwischen bitterer Verzweiflung und ausgelassener Heiterkeit, Tränen und Trost, Frust und Lust.
Getragen wird all das von zwei glänzend aufgelegten Schauspielerinnen. Wandlungsfähig, eindringlich und ständig in Bewegung präsentieren Witt und Lippold ihre Figuren (...).