Lali Ayguadé / Sharon Fridman
Verkörpert
Beschreibung
Mit zwei Uraufführungen von Lali Ayguadé und Sharon Fridman steht Verkörpert ganz im Zeichen des Wiedersehens: 2017 hatte der israelische Tanzschaffende Fridman mit Stable sein erstes Stück für das Bielefelder Ensemble kreiert, während die katalanische Choreografin Ayguadé ein Jahr später mit Those Things That Are Hidden eine Antwort auf Gerhard Bohners Angst und Geometrie innerhalb des Programms Past Forward im Stadttheater präsentierte. Im Rahmen der Produktion Verkörpert treffen beide Stile und Sichtweisen aufeinander und legen den Fokus auf den Körper und die damit verbundenen Assoziationen aus zwei verschiedenen Perspektiven: Fridman konzentriert sich auf den Unter-, Ayguadé auf den Oberkörper.
Jerusalem nennt Sharon Fridman sein Stück und beschäftigt sich darin mit Zyklen der Zerstörung in unserer Gesellschaft. „Jedem Ort auf der Erde wohnt das Potenzial inne, ein Paradies, ein Kokon des Friedens zu werden“, so Fridman. „Eben dieser fragile Zustand der Vollkommenheit ist künstlerischer Anstoß dieses Stückes.“ Zu einer Auftragskomposition von Luis Miguel Cobo entfaltet sich ein dichtes Zeit- und Raumgewebe, welches zunächst einem Diamanten ähnlich fragil und geheimnisvoll erscheint. In dem von Bühnen- und Kostümbildner Sebastian Ellrich entworfenen Bühnenraum treffen sich Körper, Menschen, Energien und formen sich zu einem einzigartigen, kreaturartigen Organismus.
Als Gegenpol zu Jerusalem steht die viel theatralischere choreografische Handschrift Lali Ayguadés mit ihrer Uraufführung Die Stille in mir zu einer Auftragskomposition von Miguel Marín. Über ihr Stück schreibt die Choreografin: „Mit unserem ersten Herzschlag beginnt der Rhythmus des Lebens. Wir beginnen, unsere hochkomplexe Persönlichkeit aufzubauen, in der nichts so ist, wie man es sich vorstellt. Alles kann sich in eine andere Richtung entwickeln. Viele von uns versuchen, einen klaren Weg zu gehen, aber dieser Weg scheint sich öfters in unerwartete Formen zu verwandeln. Was man wahrnimmt, kann sich plötzlich ändern. In dieser Entwicklung ist der Kontakt zur Außenwelt unentbehrlich –jener Welt voller Menschen, voller Chaos, in der alles in ständiger Bewegung ist. Wie können wir die Stille, die Ruhe in uns und zu uns selbst finden?“
Besetzung
Pressestimmen
In ihrer Bewegungssprache und Farbgebung unterscheiden sich die Choreografien von Sharon Fridman und Lali Ayguadé enorm voneinander. Was sie indes verbindet, ist eine intensive Körperlichkeit, die berührt und unter die Haut geht. (…)
In unendlicher Langsamkeit vollzieht sich bei Fridman jegliche Veränderung. Getanzt wird, wenn man es denn so nennen will, im Zeitlupentempo. Dadurch wirkt alles wie unter einem Brennglas intensiviert. Es beginnt ein Spiel, das die Regeln der Schwerkraft und des Gleichgewichts scheinbar aus den Angeln hebt und dabei zugleich von einer faszinierenden Ästhetik gekennzeichnet ist. (…)
Eine sehr intensive, berührende, nie gesehene Tanzsprache und Inszenierung, die zusammen mit der geräuschhaften Klangkulisse von Luis Miguel Cobo ein vielschichtiges und assoziationsreiches Gewebe abgibt.
In Lali Ayguadés Stück Die Stille in mir kommt eine festliche Abendgesellschaft zusammen. (…) Auch hier verschmelzen die Choreografie und die elektronisch-akustische Musik von Miguel Marin perfekt miteinander.
Dem Gegenstand und Werkzeug des Tanzes schlechthin, dem Körper, sind die beiden Produktionen des Tanzabends Verkörpert gewidmet. (…) Der Bühnenaufbau von Sebastian Ellrich ist nicht weniger als spektakulär zu nennen. (…)
Man meint zu spüren, wie das Publikum den Atem anhält, während sich das Geschehen auf der Bühne in meditativer Langsamkeit vollzieht. Im Tanzstück Jerusalem des israelischen Gastchoreografen Sharon Fridman zelebriert das Ensemble die Schönheit und die physischen Möglichkeiten des menschlichen Körpers in solcher Eindringlichkeit, dass sich die Stimmungen auf die Zuschauer im Saal zu übertragen scheinen. (…)
Ayguadé arbeitet im Gegensatz zu Fridman mit viel Kommunikation, Sprache, Stimme und Geräuschen. Das Ensemble agiert in großer Klarheit, unterstützt von der Komposition Miguel Marins, die die Handlung vorantreibt. (…)
Beide Produktionen ergeben einen Tanzabend von harmonierender Unterschiedlichkeit. Viel Applaus und stehende Ovationen für zwei bemerkenswerte Arbeiten.