Jean Genet
Die Zofen
Beschreibung
Was geht hier vor? Eine »gnädige Frau« wird von einer Zofe namens Claire bedient und umschwirrt, sie lässt sich einkleiden und von Komplimenten tragen, während sie sich ihrer Trauer um die Verhaf-tung des »gnädigen Herrn« und der Frage, wer ihn denunziert haben könnte, hingibt. Doch plötzlich kippt die Situation und aus Schmeicheleien werden wüste Beschimpfungen – bis ein Wecker klingelt und die beiden zurück in die Wirklichkeit versetzt: Aus der »gnädigen Frau« wird Claire und aus Claire die Zofe Solange. Zwei Schwestern haben den Aufstand gegen die Herrschaft geprobt. Ein Ritual, dessen Spuren hastig verwischt werden, bevor die echte »gnädige Frau« eintrifft. Hat sie diesmal etwas bemerkt? Wer spielt hier welches Spiel? Wird sie den gesüßten Lindenblütentee mit der genau bemessenen Dosis Gift trinken? Hat sie den Tod überhaupt verdient? Wäre nicht vielmehr Dankbarkeit angebracht? Denn schließlich ist sie »gnädig«, beschenkt die Zofen mit ihren abgelegten, teuren Kleidern und behandelt sie nachsichtig. Ebenso rasch, wie sie aufgetaucht ist, verschwindet die »gnädige Frau« und lässt die beiden Schwestern mit dem erkalteten Tee, ihren unerfüllten Sehnsüchten und ihrem schwelenden Hass allein. Aber das Spiel ist noch nicht zu Ende. »Die Zofen sind Ungeheuer wie wir selber, wenn wir dieses oder jenes träumen«, so Jean Genet.
Das Stück dieses Ausnahmeautoren mit der bewegten Biografie ist ein abgründig leichtes Spiel über wechselnde Herrschafts- und Abhängigkeitsverhältnisse.