Szenische Reise zwischen Schubert und Tango
Krähe, wunderliches Tier
Beschreibung
Verlassen worden zu sein, bringt – das haben wir alle schon mal irgendwie erlebt – eine ganz eigene Art von Schmerz hervor: Der wuchert erst, nistet sich dann ein und ernährt sich genauso von Erinnerungen, wie er sie verzerrt oder gar verweigert.
Franz Schuberts Winterreise gehört zu den beliebtesten Psychogrammen eines solchen Liebesverlustes – und zweifelsohne zu den schönsten. Der Wanderer, der so fremd in die Stadt gekommen war, wie er sie wieder verlässt, geht an der verlorenen Liebe wie an der zunehmenden Erkaltung der Welt zugrunde. Oder doch nicht? Was, wenn er dazu verurteilt ist, mit seinem Schmerz weiterleben zu müssen, die europäischen Winterlandschaften auf ewig durchziehen zu müssen? Der plagende, beharrliche Schmerz des Wanderers personifiziert sich in der Gestalt der Krähe, die ihn umkreist, verfolgt, heimsucht und nach all den ungezählten Jahren doch zu seinem einzigen Weggefährten geworden ist. Und so treibt es den Wanderer in eine gegensätzliche Welt, die ironisch kommentierende, glühende und leidenschaftliche Unterwelt des Tangos …