Juli Zeh
Neujahr
Beschreibung
Nach dem gleichnamigen Roman von Juli Zeh / Für die Bühne bearbeitet von Elisa Hempel und Dariusch Yazdkhasti
Henning ist auf der Flucht vor sich selbst. Er quält sich am Neujahrsmorgen auf Lanzarote mit dem Fahrrad einen Berg hoch. Er kämpft mit sich, dem Gegenwind, dem viel zu schweren Rad, die ungeeignete Kleidung scheuert, er hat Durst und ist unterzuckert. Und doch treiben ihn die Gedanken an seine Familie immer weiter bergaufwärts. Die Ehe mit seiner Frau funktioniert eigentlich bestens. Beide können es sich leisten, im Beruf kürzer zu treten und kümmern sich gleichberechtigt um die zwei Kinder. Gleichzeitig befindet sich Henning in einem Zustand permanenter Überforderung. Er leidet unter Angstzuständen und Panikattacken, die er verheimlicht und die ihn zu ersticken drohen. Sein Alltag wird zum nackten Überlebenskampf, und im Stakkato der Pedaltritte bricht die Wut aus ihm heraus: Scheiß-Welt, Scheiß-Kinder, Scheiß-Familie. Mit dem Zusammenbruch erreicht er den Gipfel und stürzt in die Erinnerung: Er war schon einmal hier, als Kind, mit seinen Eltern und seiner Schwester Luna. Ein schreckliches Geheimnis umweht diesen Ort, ein lange Zeit verdrängtes Erlebnis bricht über Henning herein.
Juli Zeh nimmt mit ihrem aktuellen Erfolgsroman die bürgerliche Mitte ins Zentrum einer Erzählung über die Überforderung derjenigen, die eigentlich alles richtig machen. Der Abgrund lauert im Alltag, der sie im Griff hat, ohne Aussicht auf Erlösung. Ein Alltag, in dem die aufgeklärten, modernen Eltern den beruflichen und familiären Anforderungen gerecht werden wollen und sich selbst und den Kindern gerade dadurch abhandenkommen. Dabei spannt Juli Zeh den erzählerischen Bogen vom inneren Monolog eines Getriebenen zu einem märchenartigen Thriller über ein lange verschüttetes Kindheitserlebnis.
Besetzung
Pressestimmen
Graser und Grundig verkörpern ihre Rollen in zwei Lebensphasen absolut glaubhaft. Bei der Uraufführung der Roman-Adaption reagierte das Publikum mit Begeisterung. (…) Absolut sehenswert!
Yazdkhasti ist mit Neujahr eine fesselnde Inszenierung geglückt, die Handlungsebenen tragen plausibel. Das Duo Grundig/Graser bewältigt die abrupten Rollenwechsel bravourös, verkörpert alle Gefühlslagen glaubhaft. Ein Stück, das nachzeichnet, warum Menschen die wurden, die sie sind.