Anne Weber
Annette, ein Heldinnenepos
Beschreibung
Annette, geboren vor fast 100 Jahren in der Bretagne, wächst in einfachen Verhältnissen, vor allem aber mit einem starken Gefühl für Gerechtigkeit auf. Das geben ihr die Eltern mit, der Vater ist aktiver Kommunist. Noch blutjung geht sie in die Résistance, wechselt Namen, Wohnorte und fühlt sich manchmal wie niemand. Praktische Hilfe, das ist es, was ihr am Herzen liegt. Vielleicht studiert sie deshalb, nachdem die deutschen Besatzer in Frankreich das Feld räumen mussten, Medizin. Und sie heiratet, bekommt Kinder. Aber die Politik wird sie nicht los. In den 1950ern gärt es in den französischen Kolonien. Annette spürt, dass, was offiziell mit »Ereignisse« umschrieben wird, sich auf algerischem Boden zum Krieg auswächst. Sie engagiert sich gegen die Besatzermacht, die diesmal Frankreich ist. Verrat am Vaterland wird mit Haft bestraft. Annette flieht, nach Algerien, dann nach Tunis, hilft, wo sie kann, und muss gleichzeitig erleben, dass Religion sich ungut mit Politik vermischt, Machtbegehren korrumpiert, Gewalt auf allen Seiten herrscht. Manchmal blendet sie das einfach aus, wie den Schmerz, ohne ihre Kinder zu sein. Sie könnte sonst nicht weiterleben. Alles um sonst? Die Frage stellt sich Annette verzweifelt oft. Und weiß doch – sie kann nicht anders. Scheitern und Kraft liegen nahe beieinander.
Anne Weber kleidet in Annette, ein Heldinnenepos, für das sie 2020 den Deutschen Buchpreis erhielt, eine antike Versform in ein modernes Gewand, zeichnet verspielt und sprachgewaltig die Geschichte einer ungewöhnlichen Frau nach. Das Leben ihrer Heldin Anne Beaumanoir ging im März 2022 mit 98 Jahren zu Ende. Im Buch und auf der Bühne kann es einen immer neuen Anfang nehmen.
Besetzung
Pressestimmen
Das Heldinnenepos hat viele theatrale Momente in starker Sprache, es lässt das Publikum nicht etwa betroffen zurück, weil es durchaus auch heitere Momente gibt (...). Das Stück macht nachdenklich, wirft Fragen auf, lehnt vorschnelle Urteile aber ab.
Die Klarheit der Sprache, akzentuiert durch eine punktuelle, keinesfalls aufdringliche musikalische Untermalung und die reduzierte, aber ausdrückliche Körpersprache der Schauspieler, trugen dabei wesentlich zur implizierten Spannung des Stücks bei.