Ein Lustspiel nach Molière – Heinrich von Kleist
Amphitryon
Beschreibung
Der arrogante Blick aus dem Olymp auf die Nöte der naiven Sterblichen tritt eine Welle von Verwechselungen los. Um seine Macht mal wieder irdisch auszuleben, nimmt Göttervater Jupiter die Gestalt von Feldherr Amphitryon an, um mit dessen Frau Alkmene eine aufregende Liebesnacht zu verbringen. Seinen Götterboten Merkur lässt er den Diener Sosias mimen, damit der Identitätsbetrug bloß nicht auffällt. Doch es läuft anders als gedacht: Als am nächsten Morgen der echte Feldherr mit seinem echten Diener nach siegreicher Schlacht zurückkehrt und seine Frau begrüßen möchte, staunt diese nicht schlecht. Eigentlich war er doch bereits gestern zurückgekehrt! Auch Amphitryon wundert sich: Er soll schon einmal hier gewesen sein? Vergeblich versucht er, seine Echtheit zu beweisen.
Die Risse der menschlichen Identität werden in Heinrich von Kleists pointenreichem Lustspiel auf das Tragischste und auf das Komischste zugleich dargestellt. Zu seiner Zeit galt Kleist als Außenseiter, fernab der etablierten Literaten. Während er »Amphitryon« schrieb, machte er gerade eine Ausbildung zum Finanzbeamten und wünschte sich nichts sehnlicher, als von der Gesellschaft endlich als Dichter anerkannt zu werden. Stattdessen lag er die meiste Zeit mit Magenkrämpfen im Bett und musste sich vom Zeitgenossen Goethe gar als Hypochonder verspotten lassen. Doch indem er seine eigene Identitätskrise verarbeitete, bemerkte Kleist früher als andere, dass niemand wirklich zwischen Sein und Schein zu unterscheiden vermag. Sein pikantes Verwechslungsspiel um zwei Paare und zwei Götter stellt elementare Fragen an die Menschen, die zu allen Zeiten neu zu beantworten sind: Kann man seine Identität vor Diebstahl schützen? Kann man den eigenen Gefühlen wirklich trauen? Und was macht das »Ich« eigentlich aus?
Besetzung
Pressestimmen
Lukas Graser und Alexander Stürmer zeigten eine staunenswerte Slapstick-Hochbegabung. Ihre Spiegel-Szene geriet zum choreographischen Höhepunkt eines brillanten Verwirrspiels, das Cilli Drexel mit Chuzpe, analytischem Zugriff und Humoraffinität auf die Bühne brachte. (...)
Kleists Amphitryon als Lehrstück, aufklärerisch, aber nicht oberlehrerhaft: Ein Genuss, jedenfalls dann, wenn der Genuss in der Erkenntnis liegt.