Stuart MacRae / Louise Welsh
Die Frau aus dem Eis (Anthropocene)
Beschreibung
Oper in drei Akten / Libretto von Louise Welsh / In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Gefördert im Rahmen von Fonds Neues Musiktheater 2023 vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW und dem NRW Kultursekretariat
Im Norden Grönlands, am Nabel der Natur, friert das Schiff einer Expeditionsgruppe ein. Zuvor hatten deren Mitglieder einen sensationellen Fund gemacht: eine im Eis eingefrorene Frau. Nach dem Auftauen erwacht sie tatsächlich zu neuem Leben und reagiert zunächst verwirrt, gibt dann eines Tages aber ihr Geheimnis preis: Einst wurde sie von ihrem Volk geopfert, das dadurch einen plötzlich einbrechenden Kälteschub überleben konnte. Durch Sabotage verliert das Schiff alle Verbindungen zur Außenwelt; die Crew und die Mitglieder der Expedition sind auf sich gestellt – und einander hilflos ausgeliefert. Am Schluss steht ein fragwürdiges, gleichwohl vollstrecktes Todesurteil. War es Mord oder »nur« ein erneutes Opfer? Notwendig oder frevlerisch?
Anthropocene, im Januar 2019 in Glasgow uraufgeführt, ist als Name eines fiktiven Forschungsschiffs ein symbolträchtiger Titel, der sofort miterzählt, welche Mächte hier im Spiel sind: die vom Menschen beeinflussten Ökosysteme der Natur. Durch ihre bedrohlich unvorhersehbare Entwicklung involviert, bilden sie mehr als die Kulisse für ein menschliches Drama, das durch einen Mystery-Effekt einen speziellen Kick erhält.
Der schottische Komponist Stuart MacRae arbeitete für Anthropocene bereits zum vierten Mal mit der Librettistin Louise Welsh zusammen. Beide ließen sich von Filmen wie Alien und Sunshine inspirieren, aber auch von Mary Shelleys Frankenstein sowie Shakespeares Der Sturm. Aktuelles wie der Klimawandel und Archaisches wie eine Opferung verleihen dem Werk seine besondere Atmosphäre, die von MacRaes musikalischer Architektur entscheidend getragen wird.
Besetzung
Pressestimmen
Librettistin Welsh ist Autorin auflagenstarker Psychothriller. Sie weiß Konflikte zu motivieren, zu schüren und auf die Spitze zu manövrieren. (...)
Komponist MacRae taucht die Atmosphäre in den orchestralen Thrill von knirschenden und gegen die Schiffswände drückenden Eismassen und Sturmestosen. Doch versteht er sich ebenso auf berückende Phasen vokalen Innehaltens. (...)
Regisseurin Maaike van Langen setzt auf Optik: Die Eiseskälte der Polarregion lässt das Geschehen immer wieder zu Tableaus gefrieren. Oft entstehen daraus Gemälde von polarer Schönheit. (...)
Für alles dies ersinnt Anna Schöttl ein Schiffsdeck vor ragender Eiswand. Schöttls dick gepolsterte Kostüme deuten Futuristisches an (...)
Orchester samt Sängerinnen und Sängern plädieren überzeugend für MacRaes Partitur. Mit den Bielefelder Philharmonikern lässt Gregor Rot den spannungsintensiven Thrill der Naturbilder aus dem Graben steigen.
In klirrend hohen Tönen und abgründig dunklem Donner springen den Hörer Kälte und Bedrohung gleichermaßen an. Flitzende Klangketten und irrlichternde Spieltechniken schaffen eine irisierende Atmosphäre im Wechsel mit wuchtigen Klangschichtungen, die auf eine unbeugsame Macht hinweisen.
Daneben aber gibt es auch lyrische Momente von großer Zartheit. (...)
All das wird unter der Leitung des ersten Kapellmeister Gregor Rot so messerscharf wie einfühlsam herausgespielt. Wobei die Präzision und spieltechnische Flexibilität der Bielefelder Philharmoniker Anlass zu größter Bewunderung geben. (...)
Alles in allem ein wichtiges musiktheatrales Werk, das alle angeht.
Librettistin Louise Welsh und Komponist MacRae haben ein komplexes Musiktheater fabriziert, das – dem Thema angemessen – verstört. Das Orchester ist konventionell besetzt, wütet aber häufig in extremsten Lagen, (...) Die Bassposaune im abgrundtiefen Fortissimo ist ein echtes Ereignis; (...) die Gesangssolisten haben Partien zu bewältigen, die den Lernerfahrungen konventioneller Partien diametral entgegenstehen. Das Einstudieren muss Kärrnerarbeit gewesen sein und war höchst erfolgreich. Respekt auch für die Bielefelder Philharmoniker unter Gregor Rot, die die abseits der üblichen Hör- und Spielerfahrung konzipierte Musik ziemlich souverän im Griff haben. (...)
Dieser Oper zu lauschen ist ein regelrechtes Abenteuer und sei hiermit zum Besuch empfohlen.
Förderer, Partner & Sponsoren
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