Selen Kara / Torsten Kindermann / Akin E. Şipal
Istanbul
Beschreibung
Was wäre, wenn das Wirtschaftswunder nicht hier in Deutschland stattgefunden hätte, sondern in der Türkei? Wenn Bielefeld in den Fünfzigern nicht zu einem prosperierenden Zentrum der Textil- und Fahrradindustrie aufgeblüht wäre? Was, wenn der berühmte Pudding nicht in Ostwestfalen vom Industriellenhimmel gefallen wäre, sondern in Istanbul? Deutsche Gastarbeiter wären in Scharen in die Türkei ausgewandert und hätten in Istanbul eine neue Heimat gefunden. Mit großem Fleiß hätten sie das Bruttosozialprodukt der Stadt gesteigert, hätten den Arbeitskräftemangel kompensiert und sich mal mehr, mal weniger erfolgreich um die türkische Sprache und die landestypischen Sitten und Gebräuche bemüht. Um sich dann in jahrzehntelanger Heimwerkertätigkeit – immer in den Sommerferien – mit dem Ersparten den Traum vom Eigenheim in der alten Heimat Bielefeld zu erfüllen.
Mit einer bestechend simplen Umkehrung der Perspektive erzählt Istanbul die tragikomische Lebensgeschichte des Bielefelder Gastarbeiters Klaus Gruber in der fremden und schillernden Metropole. Zwischen Werkbank, Basar, dem bunten Nachtleben und Teehäusern (in denen es nirgendwo handgebrühten Filterkaffee gibt) erleben wir in deutschen Spielszenen den Auswandereralltag, während auf Türkisch die Sehnsucht nach Glück, Liebe und Heimat besungen wird.
Die Königin des türkischen Pop, Sezen Aksu, begleitete mit ihren Liedern schon Generationen von Türken durch ihr Leben. Sie liefert den Soundtrack für diesen überraschenden und liebevollen Liederabend über Heimat und das Ankommen in der Fremde, an dessen Ende man sich fast wünscht, die Geschichte wäre tatsächlich anders verlaufen.
Setliste
1. Hadi Bakalım
2. Kaçin Kurası
3. Küçüğüm
4. Seni Istiyorum
5. Şarkı Söylemek Lazım
6. Sen Ağlama
7. Düş Bahçelerı
8. Masum Değiliz
9. Pardon
10. Onu Alma Beni Al
11. Dedikodu
12. Sarışınım
13. Her Şeyi Yak
14. Istanbul Istanbul Olalı
15. Şımarık
Besetzung
Pressestimmen
»Ein hinreißender, ans Herz gehender Liederabend, eine Liebeserklärung an eine weltoffene türkische Kultur, ein leichtfüßiger Kontrapunkt zur schwerfüßigen Politik des aktuellen Sultans, eine umjubelte Premiere im TAM. (…) Intendant Heicks hat inszeniert. Ganz ohne pädagogischen Zeigefinger gelingt ihm ein Theaterabend, der den Nachweis erbringt, dass Aufklärung und Gesellschaftskritik als mitreißende Unterhaltung unter Verzicht auf Moralinsäure hervorragend funktionieren kann. (…) Istanbul ist hoch empfehlenswert. Man ist versucht, erneut gegen den kulturpolitischen Rotstift zu wettern. Bielefelder! Strömt ins TAM. Es lohnt sich.«