Alfred Jarry
König Ubu
Beschreibung
Hand aufs Herz, sind Sie zufrieden mit Ihrem Leben? Diese Frage treibt das Ehepaar Ubu um. Was kann man ändern, wenn man unzufrieden ist? Erstmal: Raus aus der Alternativlosigkeit! An Selbstbewusstsein mangelt es den Ubus nicht, sie äußern sich gern öffentlich. »Pscheisse« gehört zu ihrem Lieblingsvokabular. Das wird man doch noch mal sagen dürfen! Schließlich ist Vater Ubu Hauptmann der Dragoner und Adjutant des Königs. Doch reicht das? Die Ubus könnten sich durchaus vorstellen, an der Spitze des Landes zu stehen. Dass es schon einen amtierenden König gibt, ist ein Hindernis, aber kein unüberwindliches. Ein Komplott muss her! Rasch sind Mitstreiter gefunden, der König wird nach Plan umgebracht und die Ubus erklären sich selbst zum Herrscher. Das Volk wird mit Hilfe eines Wettstreits um eine Kiste Gold zum Jubeln gebracht. Und da Machthunger etwas Herrliches ist, von dem die Ubus gar nicht genug haben können, machen sie kurzerhand die Justiz mundtot, um fortan nach ihrer eigenen Rechtsprechung zu agieren. Die bietet einfach viel mehr Möglichkeiten! Die Reichen werden enteignet, die Steuern erhöht und neue erfunden. Schließlich kostet Regieren Geld, und für alles gibt es eine Lösung. Für Widerstand aus dem Ausland heißt diese: Krieg. Also auf ins Gemetzel! Die Ubus lieben es einfach, Grenzen zu überschreiten.
Bei seiner Uraufführung 1896 sorgte das Stück für einen handfesten Skandal. Der Autor verstieß nicht nur gegen gängige Theaterkonventionen; in dem grotesken Spektakel verbarg sich zudem politischer Sprengstoff. In Zeiten des Wettstreits um den größeren roten Knopf ist die Absurdität des Stoffes wieder in der Realität angekommen.
Besetzung
Pressestimmen
Absurdes Theater, bei dem die sechs Schauspieler alle Register ziehen dürfen. Wer gebraucht wird, wird umgarnt, wer obsolet ist, kurzerhand entsorgt. König Ubu beschert dem Publikum pantomimische Einlagen und Slapstick-Szenen, Hysterie und militärischen Drill bis zum Exzess. Wer sich darauf einlässt, erlebt einen schreiend komischen, tieftraurigen Theaterabend.
Ein rasanter Abend voller Überraschungen im Theater Bielefeld, ein Spektakel. (...) diese Inszenierung (überzeugt) durch ihre theatralische Saftigkeit und Vielseitigkeit. (...) Überhaupt lässt Weyde den Schauspielern viel Raum für spielfreudiges Herumtoben, was dem Abend eine ganze Reihe wunderbarer Slapstick- und Pantomime-Szenen beschert. Beeindruckend ist Lukas Grasers Changieren zwischen Hysterie und Schmierigkeit. Hinreißend, wie Georg Böhm seinen Exerzierschritt als Moonwalk mit Poolnudel vollführt. Gelungen auch die Bühne, eine halbrund angelegte, elfenbeinfarbene Polsterlandschaft mit zahlreichen verborgenen Türen und Spalten, durch die sich die Figuren zwängen, eine Wohnlandschaft und Arena für den ganzen, unterhaltsamen Zirkus. Dass man sich am Ende tatsächlich schämt, den bösen Ubus auf den Leim gegangen zu sein – geschenkt. Schon lange hat Theater nicht mehr so viel Spaß gemacht.