David Gieselmann
Spin
Beschreibung
Auftragswerk anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Universität Bielefeld
Autor David Gieselmann ist am Theater Bielefeld spätestens seit Sissy Murnau kein Unbekannter mehr. Nachdem er bewiesen hat, dass Serien auch theatertauglich sind, überlässt er nun die Androiden nicht länger nur dem Kino und stellt mit Spin eine Androidin auf die Bühne.
Spin ist das Werk einer betrügerischen Biochemikerin unter Verwendung veruntreuter EU-Gelder. Da sie, wenngleich illegal entstanden, nun einmal da ist, löst sie eine Menge Begehrlichkeiten aus. Der Geheimdienst ist ebenso hinter Spin her wie der Kunstfleisch- und der Kunstmarkt; die »Church of Spin« erhebt sie zur spirituellen Leitfigur, die AktivistInnenbewegung »Private-I-See-You« fordert ihre sofortige Abschaltung. Ihrer Schöpferin Regula wird sie unversehens zur Tochter, was Regulas Vater auf den Plan ruft und damit das reinste Familiendrama in Gang setzt. Spin weiß alles und fühlt nichts. Im Bewusstsein dieses Dilemmas trifft sie schließlich eine überraschende und folgenreiche Entscheidung.
Das Schöne an Spin ist, dass ihr Denktempo einerseits der Komödie vorauseilt, ihre Naivität in Bezug auf ihre Sehnsucht Mensch zu sein, aber wiederum der Komödie hinterherhinkt. Im besten Falle lässt sich das Publikum in diese sich widerstrebenden Tempi hineinziehen und verdrängt sein Wiedererkennen in den Figuren vor lauter Ablenkung erfolgreich – ganz gleich wie menschlich oder transhuman diese handeln. Es wird dies also hoffentlich eine allzu menschliche Komödie. (David Gieselmann)
Das Stück zum Nachlesen gibt es hier.
Besetzung
Pressestimmen
Das Publikum hatte Spaß und die sieben Schauspieler sichtbar auch. Und das bei einem Stück, das sich mit Künstlicher Intelligenz beschäftigt. Das allein ist schon ein kleines Wunder, das Autor David Gieselmann gelungen ist. (...) offenbar haben Gieselmann und Regisseur Christian Schlüter damit einen (Lach-) Nerv getroffen. Denn das Grundgeräusch während der (...) Uraufführung im TAM war Kichern: wegen des Wiedererkennungseffekts, des Vokabulars, aber auch wegen der lustvoll überzeichneten Protagonisten.
(...) geist- und anspielungsreiche Farce zum Thema Größe und Grenzen Künstlicher Intelligenz. (...)
Ob Kunstmarkt oder Literaturbetrieb, Geheimdienst oder Sekte - bei Gieselmann bekommen alle ihr Fett weg und kreisen in Jürgen Höths raffinierter Bühnenskulptur wie in einer Endlosschleife ihrer eigenen Irrtümer und Uneinsichtigkeiten.
Weiser als der Rest: Spin, die ihrer (in)humanen Umwelt die Augen öffnet. Brauchen wir also Künstliche Intelligenz, um unser wahres Menschsein wiederzuentdecken? Schlüter und Gieselmann geben in ihrem unterhaltsamen, viele gute Seitenhiebe verteilenden Gesellschaftsstück, keine Antworten. Aber sie stellen die richtigen Fragen.